Okinawa-Karate und Jiu-Jitsu-Lehrgang in Augsburg

Das Interessante am Kampfsport sind nicht zuletzt die vielen Facetten, die er in erster Linie in seinen zahlreichen Stilen, aber auch in den unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen bei der Ausübung allgemein bietet. So ist gerade in der heutigen Zeit die Möglichkeit, aus dem traditionellen Wissen zu schöpfen, dieses aber zugleich an aktuelle Selbstverteidigungsoptionen anzupassen, ein wichtiger Aspekt geworden. Entsprechend stand der diesjährige Lehrgang in Augsburg, dessen Gastgeber die an den DJJR Landesverband Süd angeschlossene Jiu-Jitsu-Karateschule Gerhard Jung war, unter diesem Motto. Zu ihm hatten sich 70 Kampfsportler eingefunden, die von den beiden Referenten Gerhard Jung (6. Dan Jiujitsu-Karate) und Harald Weitmann (7. Dan Okinawa-Karate) begrüßt wurden.

Im Anschluss stellte Gerhard Jung zunächst mehrere Selbstverteidigungssituationen zur Diskussion, um die Kampfsportler dafür zu sensibilisieren, dass im Ernstfall zum einen viele herkömmliche Techniken des Jiu-Jitsu und Karate unwirksam sind und zum anderen nur ein extrem kurzer Zeitraum bleibt, um Abwehrreaktionen erfolgreich einzusetzen. Gemäß dieser Problemkonstellation thematisierte er anschließend mehrere Vorgehensweisen im realen Angriffsfall. Am Beginn standen Umklammerungen von vorne. Sobald die Teilnehmer unterschiedliche Kontervarianten erprobt hatten, folgten ein tief ausgeführter Rammangriff, ein Würgegriff (mit dem Unterarm) von hinten, ein seitlicher Schwitzkasten, Würgen am Boden und ein Fallbeispiel, bei dem der Gegner sich auf bzw. vor seinem liegenden Opfer befindet und es attackiert. Bei dem Versuch, diesen Varianten zu begegnen, zeigten sich die angesprochenen Schwierigkeiten ebenso wie die Notwendigkeit, Abwehroptionen immer wieder einzuüben, um sie bei einer ernsthaften Bedrohung prompt und kompromisslos ausführen zu können.

Gerade diese Kompromisslosigkeit kennzeichnet auch die Techniken des Okinawa-Karate, wie Harald Weitmann in der zweiten Unterrichtseinheit erläuterte. Ursprünglich entstand Okinawa-Karate aus dem unbewaffneten bzw. nur mit landwirtschaftlichen Hilfsmitteln geführten Kampf der bäuerlichen Bevölkerung Okinawas gegen die gerüsteten, gut bewaffneten und ausgebildeten Samurai, weshalb vor allem Abhärtung des Körpers die Voraussetzung für den adäquaten Einsatz der typischen Techniken ist. Aus diesem Grund gab Harald Weitmann den Teilnehmern zu Beginn einen Überblick über verschiedene Abhärtungsarten, bevor er sie in grundlegende Kontervariationen einführte. Neben den Vorteilen, die kontinuierliches Training und Abhärtung verschaffen, arbeitet das Okinawa-Karate ebenfalls mit Geschwindigkeit und dem Wissen um die besonders empfindlichen Teile des menschlichen Körpers, die gezielt angegriffen werden können. Prinzipiell beschränken sich allerdings auch hier Abwehr und entsprechender Konter auf wenige, aber effektiv und präzise ausgeführte Techniken, um den Gegner kampfunfähig zu machen. Nachdem die Sportler auf diese Weise erneut praktische Erfahrungen gesammelt hatten, zeigten Kyoshi Harald Weitmann und die teilnehmenden Dan-Träger der Karateschule Weitmann Sensei Thomas Wolfer, und Sensei Dietmar Schulz zum Abschluss des Lehrganges einige Meisterkatas. Sensei Heiko Hofmann demonstrierte zudem nochmals die aus jahrelanger Abhärtung und optimaler Ausführung resultierende Leistungsfähigkeit, indem er mit dem Schienbein einen Baseballschläger durchschlug. Damit endete der in sich ausgewogene und informative Lehrgang, dem ein gemeinsames Essen im Ristorante Da Giuseppe folgte.



Text: Karateschule Weitmann