Jede Kunst lebt u.a. durch zwei wichtige Gesichtspunkte: die Gesamtheit der Wirkung einerseits, aber auch die Stimmigkeit selbst des kleinsten beteiligten Details andererseits. Besteht Ausgewogenheit zwischen beiden Bereichen folgen sie natürlich auseinander und ergänzen sich gegenseitig. Dies gilt auch für Iai-Do, das nicht umsonst die Kunst des Schwertziehens bedeutet.
Gemäß diesem Verständnis wählte Lothar Sieber (7. Dan Iai-Do) die Übungen für den traditionell im April in der Karateschule Weitmann in Neuffen stattfindenden Iai-Do-Lehrgang aus. Unter seiner Leitung befassten sich die Teilnehmenden verschiedenster Entwicklungsstufen zunächst mit den grundlegenden Techniken, die unerlässlich für jede weiterführende Handhabung des Katana selbst, aber auch für die weiteren, komplexeren Bewegungsfolgen des Iai-Do sind. Dabei galt es für die fortgeschrittenen Ausübenden, diese Techniken weiter zu verfeinern, während denjenigen, die erst jüngst mit Iai-Do begonnen haben, die zentrale Bedeutung der erläuterten Einzelheiten bewusst wurde: das korrekte beidhändige Halten des Schwertgriffes mit der gegengleichen Druckbewegung, die ein erfolgreiches Arretieren jeder ausgeführten Schnitttechnik erst ermöglicht, der richtige Ansatz eines geraden oder leicht nach oben gerichteten Stiches nach vorne, die präzises Einhaltung der unterschiedlichen Schnitthöhen sowie die Arbeit des Körpers um eine flüssige Bewegungsabfolge zu gewährleisten. Nach der Erläuterung und Demonstration dieser Aspekte, bei denen Lothar Sieber von seinen Assistenten Christian Brandt (2. Dan Iai-Do), Harald Weitmann (4. Dan Iai-Do), Heiko Hofmann (4. Dan Iai-Do) und Thomas Wolfer (4. Dan Iai-Do) unterstützt wurde, ging er im zweiten Lehrgangsteil dazu über, einzelne Kata des Iai-Do zu analysieren, um sie anschließend wieder zusammenzusetzen und mit den Erfahrungen des ersten Abschnitts zu jener Gesamtwirkung zu verbinden, die die Kunst des Schwertziehens ausmacht und doch auf der Perfektion kleinster Details beruht.
Nicola Ettlin